Konzert am 23.03.2024

SEGANTINI QUARTETT

Beethoven – opus 59/3
Wenn man an das dritte der drei Razumovsky Quartette op. 59 denkt oder darüber mit Kennern spricht, dann springt meistens der letzte Satz, eine rasante Fuge in C Dur, von der Bratsche beginnend, ins Bewusstsein.
C Dur, die Tonart der Mitte, ist die Haupttonart des Werkes, ohne große Konflikte, eher hell und freudig im Charakter. Dieses Quartett wurde deshalb auch schon früher „allgemeinfasslicher“ als die ersten beiden Quartette erlebt. Es ist das erste überhaupt, welches mit einer langsamen Einleitung beginnt, sich dann aber auf dem Weg, nach einem quasi improvisierten Anfang des Allegros in der ersten Violine, zu einem freudigen, extrovertierten Thema entwickelt.
Der zweite Satz in a moll fand am leichtesten Eingang zu Musikliebhabern und wurde bald 1819 für Klavier und 1820 für zwei Gitarren bearbeitet.
Erinnern wir uns daran, wie die ersten beiden Quartette op. 59 in F Dur und e moll als „verrückte Musik“ oder „ Flickwerk einen Wahnsinnigen“ erlebt wurden.
Der dritte Satz ist ein Menuetto grazioso, welches Vergangenes anklingen lässt, da das Menuett damals als nicht mehr zeitgemäß galt. Anregung fand Beethoven, auch für die anderen Sätze, besonders in Mozarts Streichquartetten.

Feldman – Structures
Morton Feldman „Structures“ für Streichquartett ist ein frühes Werk des Komponisten, eine Ausnahme in einer Zeit, als der Komponist noch mit anderen Notationsformen experimentierte auf der Suche nach abstrakten Klangereignissen, in denen einiges offen war, z.B. genaue Tonhöhen.
Structures ist dagegen äußerst genau und „klassisch“ notiert und lässt keinen Raum für Improvisation.
Alle spielen mit Dämpfer, möglichst leise.
Es entsteht eine sanfte, meditative Stimmung, die Feldman in den später viel längeren Werken für Streichquartett wieder aufnimmt.

Mendelssohn – opus 13
Das a-Moll-Quartett op. 13 ist neben dem Oktett op. 20 das bedeutendste Frühwerk Felix Mendelssohns. Der 18-Jährige komponierte es 1827, unmittelbar nachdem in Berlin die Nachricht vom Tode Ludwig van Beethovens eingetroffen war, den der junge Komponist abgöttisch verehrte. Eine Fülle offener oder versteckter Zitate Beethovenscher Themen deutet darauf hin, dass er sein Quartett als Hommage an den verehrten Meister verstand. Schon die Tonart weist darauf hin: Beethovens spätes a-Moll-Quartett Opus 132 war hier das unmittelbare Vorbild, und es verleitete den jungen Meister dazu, in seinem eigenen a-Moll-Quartett romantisches Experimentieren hemmungslos auszuleben.
Neben dieser „Beethoven-Ebene“ hat Mendelssohns Quartett auch eine versteckte autobiographische Komponente, die auf sein Lied „Frage“ zurückgeht. Dessen Anfang, ursprünglich mit dem Text „Ist es wahr?“ versehen, wird hier gleichsam als Motto dem Quartett vorangestellt. Zu Beginn der Einleitung hat Mendelssohn diesem Lied ohne Worte den imaginären Text „Weißt du noch?“ unterlegt, – er bezeichnet die nostalgische Rückschau, in der die Musik dieser Frage Ausdruck zu verleihen scheint. Ganz am Ende des Finales kehrt die langsame Einleitung wieder, was nicht nur das Quartett höchst originell abrundet, sondern auch auf die sehr persönlichen Botschaften des jungen Komponisten in diesem Werk hinweist.